Öffnung von Gastronomie, Kultur- und Eventbranche – „So denkt Österreich“

TQS Research & Consulting hat am Freitag, den 26.2.2021 1.000 ÖsterreicherInnen aktuell dazu befragt: „SO DENKT ÖSTERREICH“

„Vorfreude ist eine schöne Freude – der Druck zur Gastro-Öffnung wächst!“
Am Montag, den 1.3. möchte die Bundesregierung bekannt gegeben, ob die Gastronomie trotz steigender Infektionszahlen mit 15.3. wieder aufsperren darf.

FAZIT ZUR AKTUELLEN STUDIE: Mit Corona und den privaten Lebenswelten der Freizeitgestaltung ist sehr viel Emotion verbunden. Das macht die nächsten Wochen auch entscheidend: Die ÖsterreicherInnen brauchen etwas, an das sie wieder glauben können und das hoffen lässt, denn die Motivation der Bundesregierung und den Maßnahmen zu folgen schwindet. Die entscheidenden Fragen: Wieviel Freiheit darf man geben, um die Ansteckungszahlen nicht zu beflügeln? Bei welchen Maßnahmen macht Österreich noch mit?

Die Mehrheit der ÖsterreicherInnen wollen die Gastronomie-Öffnung!

51 % der ÖsterreicherInnen sind für die Öffnung der Gastronomie mit Mitte März 2021, 37 % wollen es abhängig machen von den Infektionszahlen und 12 % sprechen sich klar gegen eine frühzeitige Wiedereröffnung aus.

Auch die Nachtgastronomie ist den ÖsterreicherInnen, die die Angebote bisher genutzt haben ein Anliegen. 80 % wollen nach dem Lockdown nicht nur wieder in Restaurants/Gaststätten/Gasthäuser gehen und 78 % in Cafés. 44 % möchten in Bars gehen, 39 % wollen Lokale mit Livemusik besuchen und 24 % wieder in Diskotheken. Auf Social Distancing und „Abstand halten“ folgt schnell wieder die Lust auf das Miteinander mit Freunden und Familie.

Die ÖsterreicherInnen meinen, dass die sinnvollsten Maßnahmen, um die Gastronomie sicher zu machen, das Abstand halten (72 %), die Händedesinfektion (66 %), Hygienemaßnahmen der Betriebe (62 %), der Betrieb im Outdoorbereich bzw. Schanigarten (56 %), FFP2-Masken (47 %) und eine Corona-Impfung (47 %) sind. Für die geplanten Eintrittstests sprechen sich 44 % aus, die Gästeregistrierung halten nur ein Drittel (33 %) für wirkungsvoll und die Sperrstunde um 23 Uhr lediglich 24 %.

„Sinnvoll oder nicht, wir würden es für die Wiedereröffnung in Kauf nehmen“: Wenngleich nicht alle Maßnahmen als sinnvoll beurteilt werden, ist die Akzeptanz diese Maßnahmen einzuhalten, um eine sichere Öffnung zu gewährleisten, sehr hoch! 94 % würden die Hände desinfizieren, 91 % Abstand halten, 90 % akzeptieren den Outdoorbetrieb und 83 % die Sperrstunde mit 23 Uhr. 70 % sind bereit sich zu registrieren, 67 % würden eine FFP2-Maske tragen und 48 % sind bereit, sich zu impfen. Die geplanten Eintrittstests wie bei den körpernahen Dienstleistungen würden derzeit 59 % mittragen, der Rest verzichtet in diesem Fall lieber vorerst auf den Besuch in der Gastronomie.

Großes Interesse an der Öffnung von Kunst, Kultur und Events

Für drei Viertel ist jedoch das Sicherheitskonzept der Veranstalter entscheidend und für 23 % das aktuelle Infektionsgeschehen.

93 % fühlen sich bei Outdoor-Veranstaltungen und 48 % bei Outdoor-Veranstaltungen sicher. Die Akzeptanz der Maßnahmen, die für die Gastronomie geplant sind, ist im Veranstaltungsbereich ähnlich hoch.

Will man dem Großteil der ÖsterreicherInnen eine Freude machen, so sollten zuerst die Kinos geöffnet werden. 49 % wollen zuallererst ein Kino besuchen. 29 % sprechen sich für Ausstellungen und Museen aus, die bereits geöffnet haben. 27 % wünschen wieder Konzerte in der Wiener Stadthalle und Open-Airs. Den Besuch von Sportveranstaltungen und wieder ins Fitnesscenter wollen rund ein Viertel der Befragten. Jeweils ein Fünftel haben Interesse wieder ins Theater, in Kabaretts und Musicals zu gehen. Klassische Konzerte und Opern bzw. Operetten sind für 11 bzw. 8 % interessant.

Betroffenheit der ÖsterreicherInnen durch Corona

Das Thema COVID ist zwar nach wie vor aktuell, das Interesse sowie die Risikowahrnehmung der ÖsterreicherInnen hat jedoch abgenommen. Die emotionale Betroffenheit ist trotz des Impfstarts Ende Dezember weiterhin hoch und zieht runter.

Während das Interesse der ÖsterreicherInnen im November vor dem Lockdown höher war, informieren sie sich mittlerweile über die aktuellen Entwicklungen der Corona-Pandemie 70 % zumindest einmal pro Tag. Im April und November des Vorjahres – während bzw. vor den Lockdowns – waren es 81 bzw. 82 %.

Die emotionale Betroffenheit zeigt seit dem ersten Lockdown im April eine dramatische Entwicklung und hat sich seit November nicht verbessert – bleibt auf hohem Niveau. Während im April 2020 42 % eher oder sehr negativ betroffen waren, waren es Anfang Oktober 2020 schon 58 %, im November 2020 65 % und aktuell Ende Februar 2021 ist dieser Wert nach wie vor hoch bei 66 %.  Der Anteil der ÖsterreicherInnen, die sich nicht betroffen fühlen, lag im April bei 11 %, im Oktober bei 18 %, im November bei 12 % und liegt aktuell bei 15 %.

Mittlerweile geben 57 % der ÖsterreicherInnen an, dass jemand im Bekanntenkreis positiv getestet wurde (im April waren dies noch 18 %; im Oktober bereits 29 % und im November 49 %).

Die subjektive Risikowahrnehmung, sich selbst mit Corona bzw. einer Mutation zu infizieren, ist seit dem Vorjahr deutlich gesunken. 26 % der ÖsterreicherInnen schätzen das Risiko sich mit SARS-CoV-2 oder einer der Mutationen zu infizieren als sehr bis eher hoch ein (November: 38 % Oktober: 34 % und April: 14 %) und 72 % als sehr bis eher gering.

Auch die Sorge sich zu infizieren hat seit November deutlich abgenommen. 22 % machen sich häufig bis immer Sorgen sich zu infizieren, während es im November 33 %, Anfang Oktober noch ein Viertel der ÖsterreicherInnen und im April 20 % waren.

Vertrauen in die Bundesregierung

Das Vertrauen in die Bundesregierung nimmt ab, mehr als die Hälfte der ÖsterreicherInnen meinen, die Bundesregierung hat versagt. 45 % sind für die grüne Impfkarte, 50 % lehnen sie ab.

Das Vertrauen in die Bundesregierung hat deutlich abgenommen. Während im November 2021 noch 58 % der ÖsterreicherInnen der Bundesregierung vertrauen, die richtigen Maßnahmen zu setzen, um die Corona-Pandemie einzudämmen und das Gesundheitssystem zu schützen, sind es aktuell noch 40 %. Dieser Rückgang hat erst im letzten Monat stattgefunden, im Jänner 2021 vertrauten der Regierung noch 57 %.

Für sinnvoll halten dennoch 50 % der ÖsterreicherInnen die Eintrittstest, die derzeit bei körpernahen Dienstleistungen gelten. 88 % geben nach wie vor an, dass sie sich auch weiterhin an die Maßnahmen bzw. Verordnungen zur Eindämmung der Infektionen halten. Diese Frage ist aus unserer Sicht wahrscheinlich auch der sozialen Erwünschtheit im Rahmen der Befragung zuzurechnen, wie die folgenden Fragen zeigen:

Wenn man auch die Bundesregierung nicht unterstützt, so gibt eine große Mehrheit dem Sager, den man Bundeskanzler Sebastian Kurz zurechnet, recht: 90 % der Bevölkerung stimmen der Aussage zu, „dass ein Lockdown keinen Sinn hat, wenn keiner mitmacht.“ 38 % der ÖsterreicherInnen ist es mittlerweile allerdings schon egal, welche Regeln die Bundesregierung verlautbart und 47 % möchten wieder mehr Freiheiten und nehmen auch das Risiko einer Infektion in Kauf. 88 % sind der Meinung, dass jeder für sich selbst verantwortlich ist, ob er sich ansteckt im privaten Umfeld. 68 % meinen es braucht Regeln, um Ansteckungen zu vermeiden und 78 % sind der Meinung, dass solche nur Sinn machen, wenn kontrolliert und bei Verstößen auch gestraft wird.

Die grüne Impfkarte halten 45 % der ÖsterreicherInnen für eine gute Maßnahme, wenn es für alle einen Impfstoff gibt. 50 % lehnen sie ab, da es einer Impfpflicht gleichkommt und meinen, es sollte jeder selbst entscheiden können.

52 % der ÖsterreicherInnen sind der Meinung, dass die Bundesregierung in Bezug auf das Management der Corona-Pandemie versagt hat (Nov. 2020: 46 %)! 34 % sind nicht dieser Meinung (Nov. 2020 43 %) und 14 % (Nov. 2020 11 %) machen dazu keine Angabe.

Wirtschaft und Zukunft

Die Teufelsspirale für die Wirtschaft: nicht wollen (Stimmung im Kopf), nicht dürfen (Regeln und Beschränkungen) und es sich nicht leisten können. 

Weniger Geld in der Tasche haben mittlerweile 41 % der ÖsterreicherInnen. Die Zukunftsaussichten sind trotz der Möglichkeit und höherer Bereitschaft zur Impfung düsterer als im Herbst.

Unmittelbar in die Wirtschaftsentwicklung spielen die Konsumausgaben hinein. 41 % (Nov: 37 %, Okt: 34 %) der ÖsterreicherInnen sagen im Februar 2021 von sich, sie haben etwas oder viel geringere finanzielle Mittel seit der Corona-Pandemie zur Verfügung.

Reserve für schlechte Zeiten – Sparquote unverändert seit Herbst: 27 % (im November 28 %) sparen etwas oder viel mehr, um sich etwas auf die Seite zu legen; 28 % sparen weniger und 45 % gleich viel wie vor der Pandemie.

Online-Einkäufe steigen – 50 % kaufen aktuell etwas oder viel mehr online ein (November 2020: 46 %) als vor der Pandemie. Der Druck für den stationären Handel wächst. Das Schreckgespenst: „Stell Dir vor es ist geöffnet und keiner geht hin!“

Sehr stabil ist die Zahl der ÖsterreicherInnen, die meint, die Pandemie wird unsere Gesellschaft verändern: 84 % (im Feb. 2021, Oktober und November 2020). Während im April 2020 nur 34 % angaben, dass die Corona-Pandemie eher bis sehr negative Folgen für die Gesellschaft haben wird, sind es im November 63 % und jetzt 81 % (!).

Die persönlichen Zukunftsaussichten werden nicht mehr so positiv gesehen wie im Herbst 2020. Im Oktober waren es 73 %, im November waren es noch 68 %, heute sind es nur noch 59 %, die angeben, dass sie ihre persönliche Zukunft sehr oder eher positiv sehen. Österreich braucht eine Mut-Injektion, derzeit realisieren viele erst, „das geht so schnell nicht vorbei“!

An die Chance, durch eine Impfung die Corona-Pandemie erfolgreich zu bekämpfen, glauben zwei Drittel, im November waren es noch 60 %; 15 % der ÖsterreicherInnen schätzten diese Chance weiterhin als sehr gering ein. 60 % der ÖsterreicherInnen haben eine sehr hohe bis hohe Bereitschaft sich impfen zu lassen, sobald ein Impfstoff verfügbar ist (46 % im November 2020).

Mit den privaten Lebenswelten und der Freizeitgestaltung ist sehr viel Emotion verbunden. Das macht die nächsten Wochen auch entscheidend: Die ÖsterreicherInnen brauchen etwas, an das sie wieder glauben können und das hoffen lässt, denn die Motivation der Bundesregierung und den Maßnahmen zu folgen schwindet rasch.

Studiendetails:
Befragung am 26. Februar 2021
1.000 ÖsterreicherInnen (repräsentativ, internetaffin)
im Alter von 18 bis 65 Jahren
Vergleichsstudien (jeweils Ö repräsentativ mit 1000 Befragten)
Jänner 2021, 16. November 2020, 1.-2. Oktober 2020, April 2020

Bei Interesse an der Studie kontaktieren Sie uns bitte unter: office@tqs.at