Geht’s den Menschen schlecht, geht’s der Wirtschaft schlecht!

„So denkt Österreich“ – Die psychologischen Auswirkungen der Gesundheitskrise auf das Konsum- und Einkaufsverhalten der ÖsterreicherInnen

Studiendetails: Onlinebefragung von 1000 ÖsterreicherInnen repräsentativ im Alter von 18 bis 65 Jahren, Zeitraum: 1./2. Oktober 2020

Die Betroffenheit hat zugenommen – Die Krise im Kopf verfestigt sich – die Stimmung ist gekippt!

Noch immer geben 68 % der ÖsterreicherInnen an, sich täglich über Corona zu informieren. Der Anteil der Personen, die sich mehrmals pro Tag über aktuelle Entwicklungen zur Corona-Pandemie ist von 42 auf 28 % gesunken. Im Vergleich zu April 2020 informieren sich die ÖsterreicherInnen dabei etwas weniger häufig, trotzdem bleibt Covid DAS Thema und das Virus sehr präsent und „nahe“.

Die emotionale Betroffenheit zeigt seit dem ersten Lockdown im April 2020 ein gegensätzliches Bild: Während im April 42 % eher oder sehr negativ betroffen waren, sind es nun 58 %. Von einer „positiven Betroffenheit“ sprechen nun nur mehr 25 % während dies im April noch 47 % waren. Der Anteil der ÖsterreicherInnen, die sich nicht betroffen fühlen, ist von 11 auf 18 % gestiegen.

Das Virus kommt subjektiv „näher“: 29 % der ÖsterreicherInnen geben an, dass jemand im Bekanntenkreis positiv getestet wurde (im April waren dies noch 18 %), 36 % geben an, dass sie selbst oder jemand aus dem Bekanntenkreis bereits in Quarantäne war. Die Risikowahrnehmung einer eigenen Infektion ist angestiegen. Während im April 14 % der ÖsterreicherInnen das Risiko eher bis sehr hoch einschätzten, tun dies jetzt rund ein Drittel (34 %). Sorgen sich zu infizieren, machen sich ein Viertel der ÖsterreicherInnen häufig bzw. immer.

Der Anteil der Personen, die die Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung der Pandemie einhalten ist mit 91 % ausgesprochen hoch. Die Sinnhaftigkeit der Maßnahmen wird jedoch kritisiert, so beurteilen 26 % der ÖsterreicherInnen die Maßnahmen im Moment als weniger sinnvoll.

Die Wirtschaftskrise ist sicher – trotzdem geben wir nicht auf!

90 % der ÖsterreicherInnen meinen, dass eine Wirtschaftskrise sehr oder eher wahrscheinlich ist. Frauen und Personen im Alter von 40 Jahren und darüber sehen die Krise signifikant wahrscheinlicher als Männer und jüngere Befragte.

Die eigenen Zukunftsaussichten und persönliche Entwicklung sehen trotz drohender Wirtschaftskrise und Corona-Pandemie 73 % der ÖsterreicherInnen noch sehr oder eher positiv.

Die Konsumausgaben sinken: 1/3 hat weniger finanzielle Mittel oder gibt das Geld für andere Dinge aus als vor der Krise

Unmittelbar in die Wirtschaftskrise spielen die Konsumausgaben hinein. 34 % der ÖsterreicherInnen haben etwas oder viel geringere finanzielle Mittel seit der Corona-Pandemie zur Verfügung. Für 55 % hat sich bislang nichts verändert während 12 % angeben, dass sie sogar mehr Geld zur Verfügung haben.

E-Commerce hat den Durchbruch geschafft: Online einkaufen wurde „gelernt“ und hat sich bei vielen nicht zuletzt im Lockdown bewährt.

Aktivitäten und Freizeitverhalten – Durchbruch der Digitalisierung

Das Leben der ÖsterreicherInnen findet vermehrt zuhause und online statt:  Die Hälfte der ÖsterreicherInnen nutzt seit der Corona-Pandemie das Internet, konsumiert Nachrichten, sieht TV oder nutzt Streaming-Dienste. Interessant ist, dass auch 39 % der ÖsterreicherInnen häufiger oder etwas häufiger kochen (müssen). Private Treffen, Einkaufs- oder Stadtbummel, Besuche von Lokalen, kulturellen oder religiösen Veranstaltungen haben nicht überraschend sehr stark abgenommen. Mehr als die Hälfte der ÖsterreicherInnen gibt an, dies seltener oder gar nicht mehr zu machen.

Mobilität und Reiseverhalten: Risiko vermeiden und Sicherheit für unterwegs werden zum kaufentscheidenden Faktor

Während im Mai noch 33 % der ÖsterreicherInnen angaben, einen Sommerurlaub zu planen, geben jetzt lediglich 24 % an, in den nächsten sechs Monaten auf Urlaub zu fahren. 63 % werden im nächsten halben Jahr nicht auf Urlaub fahren, d.h. viele werden sowohl die bevorstehenden Herbstferien als auch den Weihnachtsurlaub zu Hause verbringen.

Von jenen, die einen Urlaub geplant haben, bleiben mehr als die Hälfte in Österreich, wobei Steiermark als häufigste Destination genannt wird. Die AuslandsurlauberInnen zieht es am häufigsten nach Italien, Kroatien und Deutschland. 62 % der ÖsterreicherInnen werden das Flugzeug für Urlaubsreisen weniger häufig nutzen.

Generell nimmt der Mobilitätsbedarf aufgrund von beruflichen Veränderungen wie bspw. Home-Office, Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit für 42 % der ÖsterreicherInnen ab. 55 % stimmen zudem zu, dass sie eher den eigenen PKW nutzen wollen, um die höhere Ansteckungsgefahr in öffentlichen Verkehrsmitteln zu vermeiden.

Unabhängig von den Maßnahmen der Bundesregierung ändern die ÖsterreicherInnen ihr Einkaufsverhalten durch die andauernde Corona-Krise:

27 % der ÖsterreicherInnen geben vor allem mehr Geld für Lebensmittel aus. Deutlich gesunken sind die Ausgaben seit der Pandemie für Freizeitaktivitäten, Unterhaltung, Sport und Reisen, was nicht überraschend ist. Zusätzlich sind jedoch auch die Ausgaben für Kleidung, Mobilität sowie Aus- und Weiterbildung gesunken.

Die ÖsterreicherInnen kaufen bewusster ein:  Gekauft wird in der Nähe, Produkte der heimischen Wirtschaft und wenn möglich „gesund“. Ungern hält man sich länger als notwendig in den Einkaufstätten auf. „Versorgungskauf“ mit Einkaufsliste dominiert über dem Erlebniseinkauf und der Shoppinglust.

Fazit: Neben den gesundheitspolitischen Maßnahmen und den Zahlen und Fakten der aktuellen Corona-Krise, zeigt die Studie die bereits eingetretenen psychologischen Effekte: Weniger Geld + weniger Kauflust + weniger Mobilitätsbedarf = weniger Umsatz für die Wirtschaft. Geht’s den Menschen schlecht, geht’s der Wirtschaft schlecht. Ob eine Impfung in Zukunft auch die Krisenstimmung im Kopf zurückdrängt, wird sich zeigen.

Pressemeldungen:

https://www.horizont.at/marketing/news/corona-folgen-gehts-den-menschen-schlecht-gehts-der-wirtschaft-schlecht-82770

https://medianet.at/news/marketing-and-media/krise-im-kopf-36273.html

https://www.cash.at/handel/news/tqs-research–consulting-krise-im-kopf-23656

https://www.leadersnet.at/news/46553,die-grosse-gefahr-fuer-die-wirtschaft-ist-es-fehlt-den-leuten.html

https://www.oe24.at/coronavirus/coronavirus-stimmung-schlechter-als-im-lockdown/451031754

https://www.sn.at/wirtschaft/oesterreich/wirtschafts-stimmung-schlechter-als-im-lockdown-94545964

https://www.krone.at/2258538

https://radiothek.orf.at/oe3/20201027/3GMR/1603785645000

https://oe1.orf.at/player/20201027/615376/1603779215000