Besonders in Zeiten einer Pandemie steht die Pflege und Betreuung von pflegebedürftigen Personen im Fokus der Gesellschaft. Sowohl Pflegekräfte als auch Personen, die die Leistungen in Anspruch nehmen, wurden in den vergangenen 2 Jahren mit zahlreichen Herausforderungen und Belastungen konfrontiert. TQS Research & Consulting hat sich im Auftrag des Hilfswerks die Situation der Personenbetreuer:innen sowie der Kund:innen in der 24-Stunden-Pflege im Zuge einer schriftlichen Befragung genauer angesehen. Dabei wurden 750 Betreuer:innen sowie 265 Kund:innen befragt.
Sicht der Personenbetreuer:innen
Auch weiterhin liegt das Hauptmotiv der Personenbetreuer:innen für eine Berufsausübung in Österreich darin, dass sich die Arbeitssuche – im Speziellen auch im Bereich der Pflege – im jeweiligen Heimatland schwierig gestaltet (70 % „eher bis sehr schwierig“). Auch die besseren Verdienstmöglichkeiten sind für 71 % der Personenbetreuer:innen ein wichtiges Motiv für die Berufsausübung in Österreich. Mehr als ein Drittel (36 %) der befragten Teilnehmer:innen kann sich vorstellen, ihren aktuellen Beruf bis zur Pension auszuüben.
Die Aufgabenbereiche konzentrieren sich hauptsächlich auf den Haushalt. Die Unterstützung im Haushalt steht dabei bei fast allen im Mittelpunkt (99 %). Ähnliches gilt für die Unterstützung bei der Körperpflege (96 %) und für das Kochen (96 %). Besonders im Zuge der Pandemie, die von Kontaktreduktionen geprägt war, spielt das Leisten von Gesellschaft eine wichtige Rolle bei den alltäglichen Tätigkeiten der 24-Stunden-Betreuer:innen (94 %).
Das Wohlbefinden der Betreuer:innen im Zusammenhang mit der betreuten Familie, mit der Unterkunft und mit der Unterstützung liegen auf einem sehr guten Niveau wie bereits 2017. 74 % geben an, dass sie sich bei ihrer Familie eher bis sehr wohl fühlen, 75 % fühlen sich in der jeweiligen Unterkunft wohl und 79 % bestätigen, dass bei Bedarf eine kompetente Ansprechperson zur Unterstützung zur Verfügung steht.
Trotz der Belastungen und Herausforderungen der Pandemie liegen auch die Zufriedenheitswerte mit der Organisation bei den Betreuer:innen durchgehend auf einem sehr hohen Niveau. Besonders mit der Unterstützung durch Regionalverantwortliche des Hilfswerks zeigen sich 79 % eher bis sehr zufrieden. Die Übergabe und Einschulung durch Kolleg:innen scheint sehr gut zu funktionieren (78 %) und 76 % der befragten Personenbetreuer:innen sind eher bis sehr zufrieden mit der konkreten Arbeit in der Familie.
Für die Pflegekräfte stehen die Freude im Umgang mit Menschen (96 %) sowie die Freude daran, pflegebedürftigen Menschen zu helfen (99 %) im Mittelpunkt ihrer Tätigkeit. Die Unterstützung seitens des Hilfswerks wird von 89 % der Befragten wertgeschätzt.
Leider gibt es trotz der Unterstützung auch Belastungen: immerhin die Hälfte der Teilnehmer:innen gibt an, dass die Arbeit im Ausland belastende Auswirkungen auf das eigene Familienleben hat. Dieser Wert ist im Vergleich zu 2017 (42 %) zudem gestiegen.
Die Gründe, warum sich Personenbetreuer:innen für die Arbeit beim Hilfswerk entscheiden haben, sind vielfältig: besonders der Ruf des Hilfswerks (67 %) sowie die Verlässlichkeit des Unternehmens (48 %) zählen zu den wichtigsten Beweggründen der Betreuer:innen. Auch eine rasche Wiedervermittlung (41 %) sowie gute Verdienstmöglichkeiten (41 %) spielen eine wichtige Rolle.
Sicht der Kund:innen
Besonders wichtig ist es, auch die Stimmen der Kund:innen zu hören. Wie erleben sie die herausfordernde Zeit und wie zufrieden sind sie mit den Leistungen des Hilfswerks und der Pflegekräfte?
Die Hälfte der Befragten gibt an, dass die Verschlechterung ihres Allgemeinzustands die Hauptmotivation für die Nutzung der Betreuung ist (50 %). Auch Krankenhausaufenthalte (40 %) sowie Demenzerkrankungen (31 %) waren häufig Gründe, warum es zur Inanspruchnahme der Leistungen gekommen ist. Bei der überwiegenden Mehrheit wurde der Vorschlag dazu von den Angehörigen gemacht (69 %). Durch die 24-Stunden-Betreuung sollte vorwiegend der Verbleib in den eigenen vier Wänden ermöglicht (96 %), ein soziales Umfeld beibehalten (55 %) sowie die Privatsphäre der betreuten Person sichergestellt werden (50 %).
Durchwegs hohe Zufriedensheitwerte berichten die Kund:innen mit den jeweiligen Personenbetreuer:innen. Teilweise konnten bereits hohe Werte aus dem Jahr 2017 nochmal verbessert werden, was besonders angesichts der Herausforderungen durch die Pandemie besonders hervorzuheben ist. Die Betreuer:innen werden als freundlich (97 %) beschrieben, sind respektvoll im Umgang mit den Kund:innen (96 %) und sie nehmen sich ausreichend Zeit für betreuten Personen (94 %).
Wirkung der 24-Stunden-Betreuung: Durch diese beeindruckende Leistung konnte die Lebensqualität bei 79 % der befragten Kund:innen verbessert werden, was eine Steigerung von 2 Prozentpunkten im Vergleich zu 2017 darstellt. Auch 86 % der Angehörigen berichten, dass sich ihre Lebensqualität verbessert hat (2017: 82 %).
Für die Kund:innen ist besonders die Sicherheit durch die persönliche Anwesenheit des/r Betreuer:in ein wichtiger Faktor, der zur Verbesserung der Lebensqualität beiträgt (88 %). Auch die Hilfe bei alltäglichen Dingen (85 %), die Möglichkeit zu regelmäßigem Essen und Trinken (75 %) sowie ein geregelter Tagesablauf (71 %) haben eine positive Wirkung auf die Lebensqualität.
Die Angehörigen spüren vor allem die Entlastung durch die 24-Stunden-Betreuung (90 %) und sie machen sich in Folge weniger Sorgen um die betreute Person (87 %).
95 % der befragten Personen bestätigen, dass es eine sehr gute Entscheidung war, die 24-Stunden-Betreuung in Anspruch zu nehmen. Dieser Wert liegt im Vergleich zu 2017 auf einem ähnlich hohen Niveau (95 %).
Zusammenfassend zeichnet sich ein sehr positives Bild, welches in Anbetracht der Auswirkungen und Herausforderungen der Pandemie noch höher einzustufen ist als es der erste Blick bereits vermuten lässt. Wir möchten uns an dieser Stelle bei den Personenbetreuer:innen, den Kund:innen sowie den Verantwortlichen des Hilfswerk herzlich für die Zusammenarbeit bedanken.
Weitere Informationen mit der Präsentation sowie dem Video zur Pressekonferenz:
https://www.hilfswerk.at/oesterreich/artikel-detail/news/hilfswerk-zur-24-stunden-betreuung-fakten-statt-mythen-empirie-statt-emotion?fbclid=IwAR05kxiLrDiGGeR0tc3ZNrnRnujdEkBwnGIPOMKkyP3Md1EAWXZb6ZT3NT8